Tja - wie fängt man am besten an, dieses Buch zu beschreibe?
Brainstorming:
Comic? - U-Comics - Sex und Gewalt - Gesellschaftskritik - wahnsinnige Sprayer-Grafik
- halb Comic/halb Bildband - Gott als Daddler ist ne geile Idee - nette Leute
am Stand bei der letzten Buchmesse - Parallelen zu Gigers Film-Comic-Versuch
- ein Topf, ein Teig, ein Führer (Zitat aus dem Inhalt) - Bruce Lee Hase -
geiler Bastelbogen.
Die Fakten:
Auf 116 großformatigen und durchgehend vierfarbigen Seiten gibt es jede Menge
abgefahrene Bilder in Sprayer-Manier. Von der Bleistift-Vorzeichnung auf Papier
bis zum fertig gesprayten Zug (Blechtatoos) wird die Entstehung der kurzlebigen
Kunst aus dem Untergrund nachvollziehbar dokumentiert. Schutzumschlag und
eine Aufklappseite machen die gute Aufmachung komplett.
Versuch
einer Rezension:
Der Comic-Teil stößt zunächst durch das anstrengende Lettering ab. Verzerrte
Buchstaben winden sich im Drogenrausch und brechen die etablierte Zeilenstruktur
auf. Von Seite zu Seite scheint sich der Stil zu ändern. Von der Geschichte
abhängig ähneln die Bilder dem sarkastischem Deix oder dem Albtraum geplagtem
H.R. Giger. Schließlich eskalierend die Bilder in einer Detail- und
Farbenorgie.
Aber was soll das "Ende Band Eins" ? Warnt Won vor einer Fortsetzung?
Bitte!! Die Story lässt alte U-Comic-Zeiten wieder aufleben. Irr-witzig und
scheinbar aus Drogenräuschen entstanden, müssen Osterhase und Weihnachtsmann
Gott aus seiner Lethargie erwecken um die von Dämonen beherrschte Welt zu
retten. Okay - der Osterhase wird von Bruce Lee verkörpert, der Weihnachtsmann
ist ein negroider Rapper, der sich nur noch um seinen High-Score kümmert.
Aber die Helden werden dann doch noch vom Herrn mit besonderen Kräften ausgestattet
und ziehen so gestärkt in den Kampf. Doch in der Großstadt erliegt der Hase
der Verlockung des schnellen Sex.
Wie es ausgeht? Keine Ahnung! Diese Geschichte ist noch nicht
zu Ende, wir stecken alle noch mitten drin. Gut und Böse sind klar definiert:
Obwohl der Weihnachtsmann den sanften Drogen gegenüber aufgeschlossen ist,
benutzen die Dämonen TV, Spritzen und gefühllosen Sex um ihre Macht zu sichern.
Der Bildband-Teil zeigt jede Menge Graffitis, Skizzen und Photos
von Freunden. Zusammen mit den erläuternden Texten ergibt sich ein ziemlich
persönliches Bild einer Kunst und eines Künstlers am Rande der Legalität.
Irgendwie nicht ganz in diese Welt passend, von der Sucht nach Erfüllung entweder
beim Sprayen oder im Persönlichen getrieben, die Erkenntnis von der Notwendigkeit
der Natur und dem Verbrechen der Zivilisation in der andern Ecke des Kopfes,
weit weg von dem sicheren und ruhigen Hafen des Angepasstseins. Oder sind
das die eigenen Gedanken, die sich bei dieser Fülle an Input herausdrängen?
Colourkamikaze ist ein buntes Stück und macht Spaß und Gedanken
- gut so! Hoffentlich kaufen recht viele Leute das Buch, denn der vom Gesetzgeber
gebeutelte Verlag könnte einen finanziellen Erfolg gebrauchen.
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